Für die Landtagsabgeordnete Silke Lesemann und den Bundestagsabgeordneten Matthias Miersch von der SPD ging es am Dienstag dorthin, wo Gurken und Tomaten wachsen. Sie besuchten gemeinsam die Bioland-Gärtnerei und den Bioladen Kiebitz in Rethmar bei Sehnde. Die Inhaber Franz Sautmann und Antje-Wilke Rampenthal führten die Politiker über ihre rund 22 Hektar große Anlage mit neun Gewächshäusern.

Die Landwirte haben vor 20 Jahren mit einem kleinen Feld begonnen und sich durch harte Arbeit und Überzeugung zu einem der größten Bio-Betriebe in der Region Hannover entwickelt. In ihrem eigenen Bioladen „Kiebitz“ in Sehnde, auf Wochenmärkte und in regionalen Hofläden wird das Gemüse und Obst verkauft.

Die beiden Politiker zeigten sich erstaunt, ob des Erfindungsreichtums der Landwirte. Um die strengen Auflagen der Bioland-Verordnung zu erfüllen, dürfen sie nur sehr begrenzt mit Pflanzenschutzmitteln spritzen, um so Schädlinge zu bekämpfen. „Wir müssen daher viel Vorsorge treffen“, erklärte Sautmann. Mit Präventivmaßnahmen sorgen die Bio-Landwirte schon im Vorfeld dafür, dass nur wenige Schädlinge die Pflanze befallen. Dies erfordert viel Arbeit und macht eine Massenproduktion schier unmöglich.

Im Zeitalter der Lebensmittel-Industrie mit vielen Massenproduktionen freute sich Miersch daher so einen „schönen Flecken“ besuchen zu können. Er kämpft auf politischer Ebene derzeit gegen Patente auf Nahrungsmittel und damit gegen die Monopolisierung der Landwirtschaft: „Es ist wichtig, dass es Betriebe wie Kiebitz gibt, die regional denken.“ Derzeit ist es aber für Landwirte, die nicht auf Masse setzen, schwer sich zu behaupten. „Der Wille bei den Landwirten ist da, die Strukturen gehen aber in eine andere Richtung“, erklärt Miersch.

Die Bio-Produktion, wie sie Kiebitz erfolgreich betreibt, hat derzeit eine Nischenexistenz inne. „Immer mehr Menschen interessieren sich dafür, unter welchen Bedingungen und wo ihre Nahrungsmittel produziert werden und sind bereit, etwas höhere Preise zu zahlen. Die meisten, auch derjenigen, die mehr Geld ausgeben könnten, holen sich jedoch noch die sehr billigen Produkte in den Supermärkten“, sagt Lesemann. Immerhin wird die Gruppe, die Bio kauft, immer größer, wie zum Beispiel der steigende Umsatz von Kiebitz zeigt.

Beim Thema Landwirtschaft fiel die Diskussion auch auf die geplante Mastanlage in der Nähe von Klein-Lobke, die aber noch auf Hildesheim Gebiet gebaut werden soll. Hier ist das Ärgernis groß, weil die Stadt Sehnde nichts dagegen unternehmen kann. Matthias Miersch erläuterte, dass in Berlin derzeit über eine Änderung des Baugesetzbuches diskutiert wird: „Wir wollen Kommunen die Möglichkeit geben, über die Errichtung von Mastanlagen zu entscheiden.“ Bisher sind landwirtschaftliche Betriebe in der Regelung privilegiert und benötigen keine Genehmigung von der Kommune.