Rede
Dr. Silke Lesemann, stellvertretende Vorsitzende und Sprecherin für Wissenschaft, Kultur und Innovation der SPD-Landtagsfraktion, hat während der jüngsten Landtagssitzung zum Tagesordnungspunkt 21 "Chancen der Künstlichen Intelligenz in Niedersachsen ausbauen, Anwendungen in den Zukunftsbranchen fördern" gesprochen. Hier die Rede im Wortlaut - es gilt das gesprochene Wort.

Sehr geehrter Herr Präsident! Meine sehr geehrten Damen und Herren!

Der technologische Fortschritt und der damit verbundene gesellschaftliche Wandel vollziehen sich im Bereich der künstlichen Intelligenz mit extrem hoher Dynamik. Diese Entwicklung sollten wir nicht nur beobachten, sondern sie aktiv gestalten und kritisch begleiten.

Mit dem vorliegenden Antrag geht es uns u. a. darum, das parlamentarische und öffentliche Interesse stärker auf dieses sich rasant entwickelnde Forschungsfeld zu lenken und Stellschrauben zu identifizieren, um niedersächsische Vorhaben besser zu fördern und im internationalen und nationalen Kontext besser zu platzieren.

Wir wollen damit aber auch erreichen, die momentan sehr von technologischer Seite her geführte Diskussion auf gesellschaftspolitische und ethische Aspekte auszuweiten und diese Stränge miteinander zu verflechten.

Europa und mithin auch Deutschland liegen bei der Erforschung und Anwendung von KI gegenüber den USA und den asiatischen Ländern - vor allem China - um einiges zurück. Gleichwohl stechen in Niedersachsen als Akteure in diesem Bereich die Technische Universität Braunschweig, die Leibniz Universität Hannover, die MHH, die Universität Oldenburg gemeinsam mit dem OFFIS hervor, die im internationalen Vergleich einschlägige und anerkannte Forschungsergebnisse hervorgebracht haben.

Von Niedersachsen sind vier KI-Initiativen hervorzuheben. Erstens das Zentrum für Digitale Innovationen mit der Ausschreibung von sechs Zukunfts-labors, die ihren Beitrag zum Wissens- und Technologietransfer leisten. Zweitens. Durch Ausschreibung im VW-Vorab werden Forschungsprojekte mit insgesamt 22 Millionen Euro gefördert. Drittens verstärken wir unsere Forschungsaktivitäten auf den Feldern KI und Digitalisierung mit dem Ausbau und der Weiterentwicklung der bisherigen Außenstelle des Deutschen Forschungsinstituts für Künstliche Intelligenz am Standort Osnabrück zum DFKI-Labor. Viertens laufen die Ausschreibungen für die Digitalprofessuren, bei denen das Thema KI auch eine wichtige Rolle spielt.

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

dass wir mit unserem Ansatz und dem Antrag richtig lagen, zeigt die große fachliche Zustimmung, die wir während der Anhörung im Ausschuss erhalten haben. Die Anregungen haben wir im Wesentlichen aufgenommen, und deshalb ist auch eine Änderung des Ursprungsantrags notwendig geworden. Ich will hier nur einige Punkte herausgreifen:

Wichtig ist der Ausbau der interdisziplinären Zusammenarbeit der niedersächsischen Hochschulen im Bereich der KI, aber auch die Prüfung, in welchen Studiengängen ein Modul zu Chancen und Grenzen der KI erforderlich ist, sowie die Verankerung der digitalen Bildung. Wir brauchen aber auch eine Stärkung der Fachkräfteinitiative mit einem Schwerpunkt digitale und innovative MINT-Qualifikation.

Ein weiteres Augenmerk legen wir auf die Verankerung eines gemeinwohlorientierten Anspruchs und auf die Stärkung der gesellschaftlichen Akzeptanz beim Einsatz von KI. In diesem Zusammenhang spielen natürlich auch die Aspekte Datenschutz und Datensicherheit eine wesentliche Rolle.

Aufgrund der Schnelligkeit von Innovationen im Bereich KI und Big Data sind wir für einen besseren Wissenstransfer zwischen Wissenschaft und Wirtschaft. Hierzu gehört auch eine bessere Verzahnung der beiden Bereiche.

Meine Damen und Herren,

man kann davon ausgehen, dass die KI-Systeme ihre Leistungsfähigkeit im Schnitt alle 3,5 Monate verdoppeln - so eine Analyse der Non-Profit-Organisation OpenAI. Wir tun gut daran, unseren Antrag heute zu beschließen, um eine parlamentarische Antwort aus Niedersachsen auf den Weg zu bringen.

Chancen und Möglichkeiten von KI für unsere Gesellschaft hängen davon ab, wie wir die Weiterentwicklung dieser Technologien künftig nutzen und unterstützen wollen. Unter welchen ethischen Aspekten und demokratischen Kontrollmechanismen wir dies tun, hängt aber auch von Themen ab wie Datensicherheit und Cyberkriminalität und Fragen des Urheberrechts. Der Mensch und der gesellschaftliche Nutzen von KI-Anwendungen und - Technologien stehen dabei für uns ganz klar im Vordergrund. Unser Ziel sollte es sein, in Niedersachsen den digitalen Wandel und die Weiterentwicklung von KI- Anwendungen so zu unterstützen, dass sie dem Gemeinwohl dienen, rechtlich und ethisch eingebettet sind. Wir brauchen hier eine in die Fläche wirkende spezifische niedersächsische KI-Strategie, die unsere Standortstärken weiterentwickelt.

Ich bitte Sie um Beschluss zu diesem Antrag. Danke.