Leinenachrichten vom 6. November 2008
Das Mensaessen muss für alle frei sein
SPD-Podiumsdiskussion: Bund und Land in die Pflicht nehmen, wenn das Einkommen für die Schule nicht reicht
Die Stadt Laatzen unterstützt mit einem verbilligten Mittagessen und einem Schulfonds bedürftige Familien. Bei einer Podiumsdiskussion wurde dieses Engagement hoch gelobt. Aber: Bund und Land dürften nicht aus der Verantwortung gelassen werden.
Von Jennifer Böhme
Laatzen. Wenn das Einkommen für die Schule nicht reicht: Mehr als 80 Interessierte waren der Einladung der Sozialdemokraten am Dienstag abend gefolgt. Die Podiumsdiskussion mit der Landtagsabgeordneten Silke Lesemann und dem Bundestagsabgeordneten Matthias Miersch war Teil der landesweiten Veranstaltungsreihe „Eintrittskarte Zukunft“. Der Tenor kristallisierte sich in der lebendigen Diskussion zwischen Podium und Publikum schnell heraus. Schule sei heute kein reiner Lernraum mehr, sondern ein Lebensraum - und um diesen zu füllen, sei mehr Staat erforderlich.
Laatzen stelle freiwillig viele Hilfen für Schulen bereit, die eigentlich zu Landesaufgaben zählen würden, sagte Silke Lesemann. Sie kritisierte, dass der erst im vergangenen Jahr eingerichtete Sozialfond für Schulen im Landeshaushalt schon wieder gestrichen worden sei. Damit stelle die Landesregierung den Ganztagsschulen 2009 kein Geld für ein warmes Mittagessen zur Verfügung.
Satt zu sein, gehöre zu den Grundbedürfnissen, betonte Birgit Geyer von der Pestalozzischule. Die Schulleiterin erkennt an, dass die Stadt Laatzen das Mensaessen für Kinder aus Einkommen schwachen Familien mit 1,50 Euro subventioniert. Aber: „Es ist immer noch auffallend, dass viele Kinder, für die es wichtig wäre, nicht für die Ganztagsschule angemeldet werden“, sagte Geyer und sprach sich für ein freies Mittagessen für alle aus.
Silke Lesemann wie Matthias Miersch teilen diese Forderung. Die Gesellschaft müsse Bildung als höchstes Gut begreifen, sagte der Bundestagsabgeordnete. Durch mehr Steuereinnahmen könne der Staat mehr in Bildung investieren. Dann müsse aber auch derjenige einzahlen, der keine Kinder habe. Das sei gelebte Solidarität. Konform ging Miersch mit der Meinung von Arne Schneider. Laatzens Erster Stadtrat argumentierte gegen eine Kindergelderhöhung und plädierte dafür, dieses Geld direkt an die Schulen weiterzugeben.