Leinenachrichten vom 6. März 2010
Die Meinungen sind geteilt
Jetzt kommt es auf jeden einzelnen an: Bei der Abstimmung über den neuen Plenarsaal verzichten die großen Parteien voraussichtlich auf einen Fraktionszwang. Die Meinungen gehen auch unter den Abgeordneten der südlichen Region weit auseinander.
Von Johannes Dorndorf
Leinetal. Seit Wochen streiten Niedersachsens Landtagspolitiker über die Pläne für den Landtag. Zu viel Glas, zu teuer, ein Versündigen am Denkmalschutz, so lauten die Kritikpunkte am Siegerentwurf des ausgelobten Wettbewerbs. Wenn es nach dem Ingelner Abgeordneten Christoph Dreyer ginge, sollte keiner der drei prämierten Entwürfe den Zuschlag bekommen. „Vom Hocker gerissen hat mich keiner“, sagt der Christdemokrat. Bei einem Neubau würde er eine klassizistische Variante im Stil des übrigen Landtags bevorzugen. Dreyer sorgt sich auch um die Kosten – wie viele Bürger, das habe er in den vergangenen Wochen aus Diskussionen mitgenommen. „Wenn ich heute entscheiden müsste, wäre die Tendenz: Wir machen eine Mini-Grundsanierung.“ Auch Ministerpräsident Christian Wulff hatte zuletzt eine „bescheidene Lösung“ gefordert. Man könne das Thema in 15 oder 20 Jahren neu angehen, wenn die Finanzlage dies zulasse, meint Dreyer.
Völlig anders sieht dies Silke Lesemann (SPD). Die Sehnderin hat als Sachpreisrichterin in der Jury mitgewirkt und gehört als Stellvertreterin der Baukommission des Landtags an. Sie ist entschieden für den zweitplatzierten Entwurf des Hamburger Architekten Walter Gebhardt: Der denkmalgeschützte Oesterlen-Bau bliebe teilweise erhalten, die Fassade in Richtung Karmarschstraße bekäme eine Glasfront. „Die Einhaltung des Denkmalschutzes ist unverzichtbar“, meint Lesemann – das Land als Gesetzgeber verliere bei einem Abriss an Glaubwürdigkeit. Dass der Landtag modernisiert werden müsse, stehe für sie außer Frage: Brandschutz, energetischer Standard, Klimaanlage und Baumängel würden dies erfordern. „Ein Verzicht auf eine Entscheidung wäre nur kurzfristig billiger.“ Die für Hemmingen zuständige Abgeordnete Gabriela Kohlenberg (CDU) will vor einer Einschätzung die nächste Fraktionssitzung abwarten.