Zuhörer verbitten sich politische Plattitüden


Von Stephanie Zerm

Laatzen-Mitte. Die Sitzbänke in der Aula der Grundschule am Langen Feld sind nur spärlich gefüllt. Lediglich 25 Zuhörer sind am verregneten Mittwochabend zu der Podiumsdiskussion des Schulelternrates gekommen. „Schade, dass nicht mehr Eltern und Lehrer das Angebot nutzen“, sagt Moderator Peter Friedsch vom Stadtelternrat. Die Landtagsabgeordneten Karl-Heinz Klare (CDU), Björn Försterling (FDP), Silke Lesemann (SPD), Enno Hagenah (Grüne) und Christa Reichwaldt (Linke) stehen Eltern und Lehrern Rede und Antwort zur Schulpolitik.

Zunächst gleichen die Statements der Politiker einem Potpourri aus den Programmen ihrer Parteien. Klare (CDU) spricht darüber, was die schwarz-gelbe Landesregierung bereits alles an den Schulen verbessert hat. Die Politiker der Oppositionsparteien schütteln resigniert den Kopf. Das kennen sie scheinbar schon.

Dann platzt einer Zuhörerin der Kragen. „Sie geben hier doch bloß Plattitüden von sich. Aber verändern tun sie nichts.“ Klare will das nicht auf sich sitzen lassen: „Wir haben viel für die Qualität in den Grundschulen getan. Außerdem sind wir dabei, nach Wegen zu suchen, um Schulleiter zu entlasten.“ Ein Zuhörerin wirft ein: „Warum stellen Sie dann nicht mehr Lehrer ein?“ Darüber, dass Schulleiter überlastet sind und zu wenig junge Menschen Lehrer werden wollen, sind sich die Abgeordneten einig.

Zu Empörungsrufen kommt es, als Klare erklärt, dass es keine Klassen mit mehr als 33 Schülern gibt. Die Realität an den Schulen sieht offenbar anders aus: „Das stimmt doch gar nicht, hier in Laatzen gibt es auch Klassen mit 34 Schülern“, ruft eine Zuhörerin. Ganz aus dem Konzept kommt Klare dann, als eine Zuhörerin die Landtagsabgeordneten bittet, folgenden Satz zu vervollständigen: „Die sprichwörtliche Schere im Kopf von Herrn Klare und Herrn Försterling ...“ Während das für Lesemann (SPD), Hagenah (Grüne) und Reichwaldt (Die Linke) eine willkommene Vorlage ist, sich gegen das von CDU und FDP propagierte, dreigliedrige Schulsystem und für die Errichtung von mehr Gesamtschulen auszusprechen, wirkt Klare gekränkt und rechtfertigt sich dann: „Die Schwere in meinem Kopf kommt von einer Grippe. Aber ich bin dennoch zu dieser Veranstaltung gekommen, um mit ihnen zu diskutieren.“ Er hatte die Frage falsch verstanden. Zum Schluss bleiben viele Fragen offen. „Leider können wir die nicht mehr klären“, sagt Friedsch. Zu diesem Zeitpunkt ist es schon nach 22 Uhr. Der Hausmeister steht in der Tür und wartet darauf, abschließen zu können.