Kleine Anfrage zur mündlichen Beantwortung z. Th.: Wird die Lehrerausbildung an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg beschnitten?
Kleine Anfrage zur mündlichen Beantwortung
Wird die Lehrerausbildung an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg beschnitten?
Abgeordnete Dr. Gabriele Andretta, Daniela Behrens, Jürgen Krogmann, Dr. Silke Lesemann, Matthias Möhle, Jutta Rübke, Stefan Schostok und Wolfgang Wulf (SPD)
Wortlaut der Anfrage:
Die studentische Fachschaft Lehramt und das Institut für Pädagogik an der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg haben sich jeweils getrennt an die Öffentlichkeit gewandt und auf eine - ihrer Ansicht nach - prekäre Situation im Bereich der Lehrerausbildung an der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg hingewiesen. Es wird von den Studierenden deutlich gemacht, dass die Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg in der Erziehungswissenschaft in den letzten Jahren zwar immer wieder exzellent in den Studienrankings abgeschnitten habe und vor allem als Universität für Lehramt und Erziehungswissenschaften sehr beliebt sei. Genau in diesen Bereichen sollen aber nun nach Bericht der Studierenden Einschränkungen vorgenommen werden, die dazu führen könnten, dass sowohl die Ausbildung im Lehramtsbereich als auch in der Pädagogik starke Verschlechterungen erfahren müsste. Zu diesen Einschränkungen sollen nach Darstellung der Studierenden u. a. die Streichung von Professorenstellen u. a. im Bereich Sachunterricht und Grundschulpädagogik und die Auslagerung eben dieser Bereiche an die Universität Bremen zählen. Dies würde sich nach Ansicht der Studierenden nicht nur auf die hier angesprochenen Bereiche auswirken, sondern hätte außerdem Folgen für alle Bereiche des Lehramtes und der Pädagogik. Für die Sonderpädagogik würde es bedeuten, dass der Studienschwerpunkt „geistige Entwicklung“ in Kombination mit Sachunterricht nicht mehr studiert werden kann. Die Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg ist die einzige Universität in Niedersachsen, die diese Kombination anbietet.
Die Lehramtsstudenten machen an der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg einen großen Teil (ca. 50 %) der Studierenden aus. Mit dem Wegfall des Sachunterrichts und der Grundschuldidaktik würde somit nach Ansicht der Studierenden auch eine große Anzahl von Studenten die Universität verlassen und die sinkende Studentenzahl hätte Auswirkungen auf sämtliche Angebote der Universität. Den Studierenden ist die Qualität der Lehre an der Universität, die bis jetzt sehr hochwertig sei, wichtig. Ihrer Meinung nach zeichne sich die Universität Oldenburg vor allem dadurch aus, dass viele verschiedene Studienschwerpunkte angeboten werden, die miteinander kombinierbar sind. Somit werde eine inhaltlich breit gefächerte, exzellente Lehrer- und Pädagogenausbildung ermöglicht.
Auch das Institut für Pädagogik in der Fakultät für Bildungs- und Sozialwissenschaften an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg hat sich „in großer Sorge um die Zukunft der Lehrerbildung im Rahmen der Bachelor- und Masterstudiengänge und im Master of Education“ an die Öffentlichkeit gewandt. Das Institut verweist darauf, dass die Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg sich in ihrem Leitbild als einen Eckpunkt die Konsolidierung der Studierendenzahl auf 10 000 bis zum Jahr 2010 gesetzt habe. Sie möchte bis dahin ihre Position als mittelgroße, eigenständige Forschungsuniversität gefestigt haben und habe sich u. a. vorgenommen, eine „nationale Spitzenstellung in der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern“ zu erreichen.
Die von den Studierenden dargestellten Maßnahmen der Streichung von Professuren im Bereich Sachunterricht und Grundschulpädagogik sowie eine Schließung des Fachbereichs Interdisziplinäre Sachbildung (ISB) würden jedoch nach Ansicht des Instituts diesen erklärten Zielen deutlich entgegenlaufen. Schon heute habe die Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg deutlich weniger als 10 000 Studierende. Durch eine weitere Kürzung professoraler Lehre im Bereich der Lehrerbildung sei ein weiterer deutlicher Rückgang der Studierendenzahlen zu befürchten. Zudem bleibe völlig unklar, wie durch eine geplante Kürzung von zwei Professuren im Bereich der Lehrerbildung das Ziel einer „nationalen Spitzenstellung in der Aus- und Weiterbildung von Lehrerinnen und Lehrern“ erreicht werden könne.
Die nach Ansicht des Instituts beobachtbare Tendenz innerhalb der Universität, die Lehramtsstudiengänge als universitätsfremd wahrzunehmen und vor allem hier frei werdende Professuren umzuwidmen, wird als gefährlich angesehen. Sie laufen nach Ansicht des Instituts auf eine Verschlechterung der Qualität der Lehrerbildung in Forschung und Lehre hinaus. Es wird befürchtet, dass an der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg in der Folge dieser Tendenz weitere Professuren im Bereich der Lehramtsstudiengänge nicht freigegeben werden, möglicherweise um gewidmet oder zugunsten von Mitarbeiterarbeiterstellen umgewandelt werden. Das hätte zur Folge, dass in dem lehramtsbezogenen Professionalisierungsbereich in der Erziehungswissenschaft/Schulpädagogik und in der Pädagogischen Psychologie fast keine professorale Lehre mehr zur Verfügung gestellt und eine einschneidende Qualitätsverschlechterung stattfinden würde.
Mit Hinweis auf die vereinbarte Kooperation zwischen den Universitäten Bremen und Oldenburg sollen durch die geplanten Maßnahmen - ohne Berücksichtigung der Zahl der Studierenden, die zu betreuen sind - Synergieeffekte erzielt werden, die jedoch einzig mit Blick auf das Forschungsprofil durchdacht wurden. Es wird seitens des Instituts befürchtet, dass jeweils nur in Oldenburg oder in Bremen eine Professur vorgehalten werden wird mit verheerenden Konsequenzen für die Entwicklung der Studierendenzahlen und die Lehrerversorgung für das Land.
Mit Blick sowohl auf die Studierendenzahlen, die aufzubauenden bildungswissenschaftlichen Kompetenzen und die notwendige Qualität von Forschung und Lehre wird darauf hingewiesen, dass eine Bestandsgarantie für die jetzt vorhandenen Professuren gegeben werden müsse; die Professuren seien umgehend freizugeben, den Voten der Gremien (Institutsrat und Fakultätsrat) sei zu folgen. Das betrifft gegenwärtig in Oldenburg u. a. die Professur (W2) mit einer Denomination für Elementar- und Grundschulpädagogik und die Professur für Allgemeine Didaktik/Schulpädagogik (W3). Beide Professuren böten derzeit für alle Studierenden in den Zweifach-Bachelor-Studiengängen mit dem Ziel des Master of Education grundlegende Studieninhalte und sinnvolle Vertiefungen an.
Das Institut bittet um Unterstützung bei der Sicherung der notwendigen Qualität von Forschung und Lehre im Bereich der Lehrerbildung an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg.
Wir fragen die Landesregierung:
1. Welche Maßnahmen werden an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg im Bereich der Lehrerausbildung - besonders im Bereich der Erziehungswissenschaft - im Hinblick auf mögliche Veränderungen im Lehrangebot derzeit diskutiert? Wie ist der Stand der Meinungsbildung zu diesem Komplex an der Universität, und wann würden diese - im Umsetzungsfall - greifen?
2. In welcher Form sollen Änderungen in der Lehrerausbildung an der Carl-von-Ossietzky-Universität Oldenburg Gegenstand der anstehenden Ziel- und Leistungsvereinbarung mit dem Land sein?
3. Wie beurteilt die Landesregierung die Folgen - insbesondere im Hinblick auf die Entwicklung der Studierendenzahlen - einer möglichen Streichung der Professuren für Elementar- und Grundschulpädagogik bzw. für Allgemeine Didaktik/Schulpädagogik sowie die Schließung des Fachs Sachunterricht/ISB im Bereich der Lehrerausbildung an der Carl-von-Ossietzky Universität Oldenburg?
Antwort der Landesregierung
Im Rahmen der Umsetzung ihres Strategie- und Leitbildprozesses sowie des Berufungsmanagements entwickeln die Fakultäten der Universität Oldenburg Strukturpläne. Diese Strukturpläne beschreiben systematisch die Schwerpunktbildung der Fakultäten und Institute in Forschung und Lehre für die kommenden Jahre. Berücksichtigt wird darin auch die Zusammenarbeit mit der Universität Bremen als bedeutendem Kooperationspartner.
Es ist erklärtes Ziel der Universität Oldenburg, für anstehende Neuberufungen die notwendige Ausstattung zur Berufung von exzellenten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern sicherzustellen. Diese ist insbesondere im Bereich der Lehrerbildung grundsätzlich sehr zu begrüßen, weil dadurch gute Bedingungen für eine forschungsbasierte Lehrerbildung geschaffen werden.
Dies vorausgeschickt, werden die Fragen namens der Landesregierung folgt beantwortet:
Zu 1: Die von der studentischen Fachschaft Lehramt geäußerten Einschätzungen beziehen sich auf den laufenden hochschulinternen und noch nicht abgeschlossenen Abstimmungsprozess zum Strukturplan der Fakultät I.
Zu 2: Im aktuellen Nachtrag zur Zielvereinbarung sind keine Veränderungen des Lehrangebots im Bereich der Lehrerausbildung vorgesehen.
Zu 3: Es ist keine Verringerung der Ausbildungskapazität in der Lehrerbildung vorgesehen.