Schlechtes Zeugnis für Niedersachsen

Hannover. In Niedersachsen gibt es offenbar erheblichen Nachholbedarf, um Bildungschancen junger Migranten zu verbessern. Zu dieser Einschätzung gelangt der Integrationsbericht, den Maria Böhmer (CDU), Bundesbeauftragte für Migrationsfragen, in Berlin vorgestellt hat. Die 615 Seiten umfassende Darstellung beschreibt Perspektiven von Menschen mit Zuwanderungshintergrund – dabei liegt Niedersachsen auf hinteren Plätzen bei der Zahl von Schulabbrechern und Kindern, die in Kitas untergebracht sind. In dem Bericht der Bundesregierung heißt es, dass an niedersächsischen Schulen 20 Prozent aller ausländischen Jugendlichen die Schule ohne Abschluss verlassen. Eine Quote, die laut Bericht „nach wie vor sehr hoch“ sei. Damit liegt das Land, gemeinsam mit Bayern, auf dem letzten Platz aller Bundesländer, selbst Berlin mit seinem hohen Anteil an Migranten ist geringfügig erfolgreicher. Für „besonders niedrig“ hält Böhmer die Zahl junger Abiturienten mit Migrationshintergrund: In Niedersachsen schaffen nur 6,9 Prozent aller ausländischen Schulabgänger die Hochschulreife – nur Baden-Württemberg ist schlechter. Auch gelingt Migranten so selten wie in keinem anderen westdeutschen Bundesland ein Hauptschulabschluss, es sind etwa 30 Prozent. Niedersachsens Sozial- und Integrationsministerin Aygül Özkan (CDU), seit drei Monaten im Amt, sagte gestern dieser Zeitung, das Land habe „noch Luft nach oben“. Sie wies jedoch darauf hin, dass die Zahlen aus Berlin mit dem Jahr 2008 abschließen und sich seither einiges getan habe. Wichtig sei besonders, Eltern zu überzeugen, etwas für die Bildung ihrer Kinder zu tun. Laut Integrationsbericht sind in Niedersachsen 76 Prozent aller Kinder mit Einwanderergeschichte in frühkindlicher Betreuung untergebracht. „Weit unter dem Bundesdurchschnitt“, notiert Böhmer, der bei 84 Prozent liegt. Allerdings steht Niedersachsen knapp vor Bayern, jedoch weit hinter Spitzenreiter Baden-Württemberg mit 94 Prozent. Weit abgeschlagen im deutschen Vergleich liegt Niedersachsen beim Versuch, Förderschüler in den normalen Unterricht zu integrieren.

Für die SPD-Politikerin Silke Lesemann steht nun fest: „Kinder mit Zuwanderungshintergrund sind in Niedersachsen massiv benachteiligt. Sie haben weitaus schlechtere Startchancen als Kinder mit deutscher Herkunft.“ Der Bericht sei eine traurige Bilanz für die Landesregierung. Für die CDU betonte Editha Lorberg, das Land investiere bis 2013 in Krippenausbau 462 Millionen Euro und 100 Millionen Euro ins letzte beitragsfreie Kindergartenjahr. Man arbeite seit 2003 „Versäumnisse der Vorgängerregierung ab“.