Hannoversche Allgemeine Zeitung vom 10. Mai 2008
Erster Rammschlag für die neue Schleuse
Bundesminister Tiefensee startet 60-Millionen-Euro-Projekt / Anwohner demonstrieren für Erhalt von Brücke
Von Felix Harbart
Zum Baustart für die neue Schleuse in Sehnde-Bolzum war am Freitag sogar Besuch aus Berlin gekommen: Bundesverkehrsminister Wolfgang Tiefensee drückte auf den roten Knopf und vollführte damit den symbolischen ersten Rammschlag für das Bauwerk am Stichkanal Hildesheim. Das 60 Millionen Euro teure Projekt soll die 1927 errichtete alte Schleuse ersetzen, weil diese für moderne Güterschiffe zu klein geworden ist. „Die Schleuse hilft, Wirtschaftsräume besser miteinander zu verbinden und somit Arbeitsplätze zu sichern“, sagte Tiefensee. Klaus Marte, Geschäftsführer der Hafenbetriebsgesellschaft Hildesheim, sieht „völlig neue Möglichkeiten für die Binnenschifffahrt auf dem Mittellandkanal“. Eine besondere Komponente brachte Schwung in die Feierlichkeiten: Die Bolzumer Dorfgemeinschaft nutzte die Anwesenheit der Politprominenz aus Berlin und Hannover, um auf einen Missstand aufmerksam zu machen: das drohende Ende der Brücke Nummer 382.
Das Bauwerk könnte der Anhebung des Wasserspiegels zum Opfer fallen. „Das wäre ein Stück Identität, das verloren ginge“, sagte Bolzums Ortsbürgermeisterin und Landtagsabgeordnete Silke Lesemann (SPD). Die Fotografen waren zu diesem Zeitpunkt gerade damit beschäftigt, den Minister so hinter dem roten Knopf zum ersten Rammschlag zu platzieren, dass die Handvoll Demonstranten mit ihren Transparenten gegen den Abriss der Brücke im Hintergrund zu sehen war.
Bauer Heinrich Liehe fing Tiefensee, der sich scherzend um die Sympathien der Sehnder bemühte, gleich ab und schilderte ihm das Problem. Die Brücke 382, erklärte er dem Minister, verbinde Bolzum mit landwirtschaftlichen Flächen und einem Naherholungsgebiet. Ohne Brücke gehe es nicht, sagen die Bolzumer unisono. „Wenn hier schon solche Eingriffe gemacht werden, braucht man auch irgendeine Form der Kompensation“, betonte die Landtagsabgeordnete Lesemann.
Der Bauminister machte den Bolzumern zumindest ein wenig Hoffnung: „Wir achten auch auf die Brücke in der Nähe, ich nehme das mal mit nach Berlin“, sagte er. Und dann, ein wenig leiser: „Wie wir das machen, wissen wir noch nicht.“
Der Bau der neuen Schleuse soll 2011 beendet sein – rund 40 Millionen Euro zahlt der Bund, die verbleibenden 20 Millionen Euro teilen sich die Länder Niedersachsen und Hamburg.