Anzeiger für Sehnde vom 17.September 2009

780 Unterschriften für Brücke

Die Bolzumer wollen ihre Kanalbrücke am Mühlenberg behalten: Das untermauert eine Liste mit 780 Unterschriften, die die Bürgerinitiative am Dienstag an das Kanalneubauamt weitergereicht hat. Die Behörde beharrt jedoch auf dem Abriss.

Von Renate Brämer

Bolzum. „Wir haben in nur vier Wochen 780 Unterschriften gesammelt“, sagte Rüdiger Beneke von der Bürgerinitiative für den Brückenerhalt. Er überreichte die Liste Dieter Eichler, dem Leiter des Kanalneubauamts, in der gemeinsamen Sitzung des Bolzumer Ortsrats und des Stadtentwicklungsausschusses. Fast 100 Zuhörer drängten sich in Losses Gasthaus, als es erneut um das brisante Thema ging.

Stefan Behrens vom Kanalneubauamt gab zunächst einen Überblick über die Planungen für den Stichkanal, der zur Nutzung für moderne Großgüterschiffe bis 2016 ausgebaut werden soll. Doch im Mittelpunkt stand diesmal das Gutachten der Wasser- und Schiffahrtsdirektion zu den Überwegen am Stichkanal. Das Fazit: Weil pro Jahr nicht einmal 500 landwirtschaftliche Fahrzeuge über die für Personen- und Lastwagen gesperrte Brücke bei Bolzum rollen, sei ihr Erhalt unwirtschaftlich. Der 45-minütige Vortrag, in dem Konrad Stöcker von SSP Consult weder die theoretischen Grundlagen der Untersuchung noch Details wie die Fahrtenfrequenz in Abhängigkeit von der Erntezeit der jeweiligen Feldfrüchte aussparte, stieß jedoch auf deutliche Kritik. „Die Fruchtfolge hat für mich nichts mit der Brücke zu tun, dann kann ich ja gehen“, rief ein Zuhörer. „Sie haben das Thema Landwirtschaft sehr ausführlich dargestellt, aber uns interessieren konkrete Zahlen wie die Kosten für eine Brücke und die Um- und Mehrwege, wenn sie wegfällt“, sagte Edgar Bäkermann (SPD).

Stöcker bezifferte daraufhin die Kosten und Nebenkosten für eine Brücke mit rund drei Millionen Euro. Brigitte Philippi von den Grünen monierte die Beschränkung auf eine reine Kosten-Nutzen-Analyse: Der Wert der Brücke für Freizeit und Gesundheit werde nicht berücksichtigt. Bürgermeister Carl Jürgen Lehrke verwies auf den Flächennutzungsplan: „Die Brücke spielt eine wichtige Rolle für die Naherholung.“ „Veranstaltungen wie diese lassen den Ärger hochkochen. Welche Chance haben wir überhaupt?“ fragte Ortsbürgermeisterin Silke Lesemann.

Eichler machte wenig Hoffnung: Er habe Verständnis für die Sorgen der Bolzumer, doch gehe es ums Geld. Auch eine schmale Brücke für Fußgänger und Radler koste wegen der großen Spannbreite einen Millionenbetrag.
Viele Bolzumer beharren auf Erhalt, das Kanalneubauamt auf Abriss der Wegeverbindung.