Die SPD-Frau sprüht vor Optimismus

Die 45-jährige Silke Lesemann aus Bolzum will den Wahlkreis Sehnde, Laatzen, Pattensen direkt gewinnen

Von Achim Gückel

Kindheitserlebnisse prägen. Als Silke Lesemann noch klein war, zogen die Kinder aus ihrer Nachbarschaft immer gemeinsam los. Mädchen und Jungen, ältere und jüngere, solche aus einkommensschwachen Familien und solche, deren Eltern es finanziell gut ging. Heute ist sich Lesemann sicher, dass sich damals einer ihrer wesentlichen Wesenszüge ausprägte: Etwas gemeinsam mit anderen erreichen zu wollen und sich für andere zu engagieren.

Heute, mit 45 Jahren, strebt die promovierte Historikerin in den Landtag – und fast kommt es so vor, als liege zwischen dem Spiel der Klein Bolzumer Kinder und dem politischen Engagement im Leineschloss eine gerade Verbinungslinie.

Zwischendurch gab es auf dieser Linie viele Stationen. Schon als Schülerin machte sich Lesemann in der Sehnder Jugendzentrumsinitiative stark, später dann in der Studentenvertretung und im Sozialreferat der Uni Hannover. 1987 trat sie in die SPD ein, doch „ein richtiger Juso“ sei sie nie gewesen, sagt Lesemann. Eher schon ist sie eine Frau, die sich die Sorgen ihrer Nachbarn zu Eigen macht. Etwa damals, als sie vor etwa zehn Jahren von Hannover zurück in ihren Heimatort Bolzum zog. Mit anderen Frauen schloss sich Lesemann, Mutter von zwei Söhnen, zu einer Intiative zusammen. Damals ging es um einen Zebrastreifen, später um Kindergartenplätze oder einen Radweg nach Sehnde.

Jetzt strebt die Frau, die 2001 in den Sehnder Rat gewählt wurde und mittlerweile in Bolzum Ortsbürgermeisterin ist, nach mehr. Und dabei helfen ihr gleich mehrere Wesenszüge. Lesemann sprüht vor Optimismus und Selbstvertrauen. „Ich will den Wahlkreis direkt gewinnen und habe richtig Lust auf den Landtag“, sagt sie. Und sie liebt es, mit Menschen zu reden. Seit Tagen zieht sie in Laatzen, Pattensen und Sehnde von Tür zu Tür, spricht über politische Ziele, über Präventionsarbeit und ihr Lieblingsthema Schule und Bildung. „Man muss sich den Leuten doch vorstellen“, sagt sie. Neulich war Lesemann dort unterwegs, wo sie sich nicht jedem vorstellen muss: in Klein Bolzum, wo sie ihre Kindheit verbrachte. Und an mancher Tür lächelte ihr ein bekanntes Gesicht entgegen. Die Freude an diesen Begegnungen merkt man ihr deutlich an: „Ich will mit beiden Beinen dort sein, wo die Menschen sind“. Ein Satz, den man der Historikerin aus Bolzum gern abkauft.

Vier Fragen

Vorrang für Bildung

Welche Schwerpunkte wollen Sie landespolitisch setzen? Vorrang für Bildung mit individueller Förderung. Mehr Qualität und mehr Gerechtigkeit durch deutliche Senkung der Schülerzahlen pro Klasse, bessere Ausstattung, echte Ganztagsschulen eine sofortige Aufhebung des Errichtungsverbots für Gesamtschulen und ein gebührenfreies Studium, Ausbildungsplätze für alle Jugendlichen.

Die Zahl der Ganztagsschulen wächst, Schulleiter klagen jedoch über zu wenige Lehrerstunden. Werden sie sich für mehr Personal stark machen? Natürlich. Die CDU/FDP-Landesregierung hat die Lernbedingungen an unseren Schulen durch Unterrichtsausfall, zu wenig Lehrkräfte und zu große Klassen verschlechtert. Wir brauchen echte 100 Prozent bei der Lehrerversorgung nicht nur in geschönten Statistiken.

Weil der Bund weniger Geld für den Nahverkehr beisteuert, wurden zum Beispiel in Laatzen Vorhaben wie Hochbahnsteige auf die lange Bank geschoben. Kann das Land mit Geld einspringen? Der Bund hat den Ländern Ausgleichsmittel gegeben, andere Bundesländer nutzen sie, Niedersachsen nicht. Eine SPD-Landesregierung wird die Regionalisierungsmittel wieder vollständig einsetzen. Die Kürzungen des Bundes werden wir vollständig ausgleichen. Damit werden wir eine Ausdünnung des Angebotes verhindern.

Wie kann man die Sicherheit auf dem Land gewährleisten, wenn die Polizeistationen nur tagsüber, wie in Sehnde, besetzt sind? Die Polizeistationen müssen personell besser ausgestattet werden, hier hat CDU/FDP gekürzt. Wichtig ist der Ausbau der Präventionsarbeit in Kita, Schule und Jugendhilfe.