Er ist Grimme-Preisträger und bekannt aus Tatort-Filmen: Der Schauspieler und Synchronsprecher Thomas Darchinger war heute zu Gast an der KGS Sehnde und las aus der Autobiographie "Das andere Leben - Kindheit im Holocaust“ von Solly Ganor. Die Sehnder SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann hatte den Kontakt zur Schule hergestellt.

In seinem Buch erzählt Ganor, wie er als Dreizehnjähriger den Überfall der deutschen Truppen auf seine Heimatstadt Kaunas in Litauen erlebte, wie sich das Leben des Jungen in jenem Sommer plötzlich in "das andere Leben“verwandelt - in eine Hölle. Er schildert, wie seine Familie und Freunde ins Ghetto kommen und schließlich in eine Außenstelle des Konzentrationslagers Dachau deportiert werden. Er muss mit ansehen, wie die Nazis misshandeln und morden, wie ein Mithäftling von deutschen Soldaten bei lebendigem Leibe in flüssiges Beton gestoßen wird und nur noch ein ein paar Stofffetzen aus dem Beton heraus ragen.“Diesen Anblick werde ich nicht mehr los. Er ätzte sich geradezu in mein Gedächtnis“, schreibt Ganor in seinem Buch. Nur mit Glück entgeht er selbst dem Tod, als ihn US-Amerikanische Truppen schließlich in Sicherheit bringen.

Darchinger, der sich auch als Synchronsprecher einen Namen gemacht hat, ist ein Profi, dem man aber auch sofort anmerkt, wie sehr im das Thema am Herzen liegt. Er führt mit seiner eindringlichen Stimme durch die grauenvollen Erlebnisse des jungen Solly Ganor. Mit seiner Stimme, mal laut, bebend und eindinglich, mal leise und nachdenklich, zieht er die Zuhörer in seinen Bann; er liest so anschaulich, dass der Schrecken den Zuhörern nahe rückt. Die bedrückende Stimmung wird von Wolfgang Lackerschmid am Vibraphon untermalt.

Darchinger verdeutlichte von Anfang an, worum es ihm geht: um eine Kampagne für Demokratie und Freiheit. Mit seiner Lesung will er die Schülerinnen und Schüler aufrütteln, sie sollen sich für Demokratie und Freiheit stark machen. Gefahren für die Demokratie gebe es genügend - die AfD und andere Rechtspopulisten seien Beispiele für Besorgnis erregende Tendenzen. Für die Schülerinnen und Schüler der KGS Sehnde war die Lesung, die vom Niedersächsischen Kultusministerium gefördert wurde, eine besondere Geschichtsstunde. „Das war eine beeindruckende Lesung“, resümierte Lesemann.