Das Niedersächsische Landesarchiv ist quasi das Langzeitgedächtnis des Landes Niedersachsen (und seiner Rechtsvorgänger). In der Außenstelle Pattensen, das zum Sitz des Niedersächsischen Landesarchivs in Hannover gehört, befindet sich die zentrale Werkstatt, die für die Bestandserhaltung aller sieben Standorte des Landesarchivs verantwortlich ist. Die für Pattensen zuständige SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann hat den Standort heute (Donnerstag) besucht.

Lesemann sprach mit Dr. Christine van den Heuvel, Präsidentin des Landesarchivs, und Dr. Sabine Graf, Leiterin des Standortes Hannover, über die aktuellen Aufgaben und Herausforderungen des Niedersächsischen Landesarchivs. Das Magazin in Pattensen ist die größte Außenstelle des Landesarchivs, 40 Regalkilometer an Dokumenten wie Urkunden, Akten und Karten werden dort gelagert. „Hier befinden sich 1200 Jahre kollektives Gedächtnis unserer Gesellschaft“, erklärte van den Heuvel. Die Dokumente werden klimatisiert bei 15 Grad und 48 Prozent Luftfeuchtigkeit in Kellern mit dicken Betonwänden aufbewahrt, damit das Papier keinen Schaden nimmt und der Alterungsprozess aufgehalten wird.

Doch zwei Herausforderungen machen den Restauratoren zu schaffen: Schimmelpilze und säurehaltiges Papier, das zwischen 1830 und 2000 verwendet wurde. Der Schimmelpilzbefall ist Folge des Leine-Hochwassers von 1946, wodurch mehr als 20 Regalkilometer aufwändig gereinigt und aufgearbeitet werden müssen. „Wenn wir nichts unternehmen, würde das Papier in den nächsten 50 Jahren zerbröseln bzw. zerfallen“, erklärte van den Heuvel. Die Dokumente aus säurehaltigem Papier durchlaufen ein Entsäuerungsbad, anschließend werden sie von Hand gebügelt – Seite für Seite. „Weil das eintönig ist, wechseln sich unsere Mitarbeiter ab“, so van den Heuvel. Durch die neue Technik verlängere man die „Lebensdauer“ des Papiers um etwa 100 Jahre. „Bis dahin gibt es bestimmt wieder neue Techniken zu deren Erhaltung“, sagte die Leiterin. Allerdings koste diese Technik auch viel Geld. Viel Zeit und Geld nehme auch die Digitalisierung der Dokumente in Anspruch sowie die Erstellung einer neuen Archivdatenbank.

Lesemann zeigte sich beeindruckt von der Arbeit des Archivs. „Sie leisten hier sehr wichtige Arbeit“, sagte die Landtagsabgeordnete. Als Historikerin habe sie in ihrer beruflichen Laufbahn viel Zeit im vormaligen Hauptstaatsarchiv, dem heutigen Landesarchiv in Hannover verbracht, um zu forschen. „Für viele Bürger bleibt die Arbeit des Archivs jedoch verborgen, deshalb ist es wichtig, sie immer wieder in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken“, so Lesemann. Das Archiv stehe allen Menschen offen, betonte van den Heuvel abschließend.