Mehr als 1000 Flüchtlinge kommen derzeit täglich nach Niedersachsen, die meisten von ihnen können kein oder wenig Deutsch. Einrichtungen wie die Volkshochschulen haben eine Schlüsselrolle, den erwachsenen Flüchtlingen Deutsch beizubringen. Aus diesem Grund hat die für Laatzen zuständige SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann heute (Mittwoch) die Leine-Volkshochschule besucht und sich dort über die Sprachförderung und Integrationskurse für Migranten informiert.

„Der Spracherwerb ist das Fundament für eine gelungene Integration - die Volkshochschule in Laatzen leistet hierbei wertvolle Arbeit“, sagte Lesemann. Seine Einrichtung sei gut aufgestellt, man nehme alle Förderungen in Anspruch, erläuterte Gerold Brockmann, der Geschäftsführer der Leine-VHS. Durch die Förderung des Landes sei es möglich, mehr Kurse als geplant für Flüchtlinge anzubieten. Das Land Niedersachsen habe in diesem Jahr zwei Nachtragshaushalte verabschiedet, um die Mittel für die Sprachförderung von 750.000 auf 5 Millionen Euro aufzustocken, berichtete Lesemann. Für die Region Hannover – ohne Landeshauptstadt – stehen bisher rd. 438.000 € für insgesamt 54 Kurse mit jeweils 200 Unterrichtsstunden zur Verfügung, davon sollen die Volkshochschulen 26 und die Leine-VHS wiederum davon 5 Kurse durchführen.

Für das kommende Jahr seien schon 7 Millionen Euro im Landeshaushalt eingeplant. Das Geld stehe ab Dezember zusätzlich zur Verfügung. Brockmann freute sich über die Mittel des Landes. „Das Land versucht, die Finanzierungslücke des Bundes für diejenigen zu schließen, die noch keinen Anspruch auf einen Integrationskurs haben. Insgesamt müsste der Bund aber viel mehr tun, der Bedarf ist vorhanden“, sagte Brockmann. Außerdem sei der bürokratische Aufwand sehr hoch, um die Bundesmittel zu bekommen.

Heike Ermisch, die pädagogische Leiterin des Fachbereichs Deutsch der VHS, kritisierte, dass zu viel Zeit vergehe, bis den Flüchtlingen Sprach- oder Integrationskurse bewilligt werden. Manche müssten Monate darauf warten, weil ihre Registrierung so lange dauere. Brockmann vermisst außerdem einen koordinierten Masterplanzwischen Bund, Ländern, der Agentur für Arbeit, Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften, um Flüchtlinge in einem geordneten Verfahren von der Ankunft über den Spracherwerb bis hin zur Arbeitsaufnahme effektiv zu fördern. Ein weiteres Problem sei die Bezahlung der Dozenten. Da die finanzielle Förderung durch den Bund oftmals nicht dauerhaft und zu niedrig sei, drohe ihnen Altersarmut, so Brockmann. Derzeit stoße die VHS noch nicht an ihre Kapazitätsgrenzen, weil sie für den Deutschunterricht zunehmend fremde Räume nutze. „Unsere anderen Aufgaben und Angebote leiden also darunter nicht“, betonte Brockmann.

Die drei Gesprächspartner waren sich darin einig, dass die aktuelle Situation keine Momentaufnahme sei, sondern die Herausforderung auch in den kommenden Jahren bestehen bleibt. „Es werden weiterhin viele Flüchtlinge kommen, in den Krisengebieten wird es nicht ruhiger“, sagte Lesemann. Auch wenn der Bund in der Verantwortung stehe, dürfe sich das Land auch in den nächsten Jahren nicht aus der finanziellen Förderung der Flüchtlinge zurückziehen. Lesemann versprach, sich auch weiterhin dafür einzusetzen.