Dubiose Arbeitsverträge, 80 Prozent Teilzeit-Beschäftigte und keine freien Betriebsratswahlen: Die Firma UPS in Langenhagen steht seit Monaten in der Kritik. Gestern Abend (Dienstag) haben die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann aus Sehnde und Marco Brunotte aus Langenhagen eine Solidaritätserklärung an die UPS-Mitarbeiter vor dem Werksgelände des Unternehmens übergeben.

Entgegengenommen hat sie Fritz Wilke, der aus Sehnde stammt und als UPS-Mitarbeiter die Proteste mitorganisiert. Die Beschäftigten kämpfen seit Monaten für bessere Arbeitsbedingungen: Sie fordern verlässliche Vollzeit-Arbeitsverträge, von denen sie leben können. Derzeit sind sie formell nur wenige Stunden beschäftigt, leisten aber dauerhaft Überstunden, um auf ein auskömmliches Gehalt zu kommen. „Hiermit versichern wir Ihnen unsere Solidarität im Kampf für bessere Arbeitsbedingungen. Gute Arbeit ist für uns Sozialdemokraten eine Arbeit, von der man leben kann, von der man sich und gegebenenfalls eine Familie ernähren kann. Gute Arbeit setzt verlässliche Arbeitsverträge und eine faire Entlohnung voraus“, sagte Brunotte.

Ein globaler Konzern wie UPS müsse das eigentlich wissen und seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern gute Arbeitsbedingungen gewährleisten. „Stattdessen werden die Beschäftigten mit permanenten Teilzeitverträgen abgespeist“, kritisierte Brunotte. Betriebsräte und Gewerkschaften sprechen seit Jahren vom „System UPS“: Ein Großteil der Beschäftigten werde formell nur wenige Stunden angestellt, mache aber täglich Überstunden. „Überstunden, die hier ohnehin nur eine Vollzeitstelle ersetzen, werden so als Druckmittel, aber auch als Belohnung genutzt, immer nach Gutdünken des Arbeitgebers. Das macht erpressbar. Eine solche willkürliche Vorgehensweise, die bei den Beschäftigten zu einem Klima der Angst führt, hat mit unserer Vorstellung von guter Arbeit nichts gemein“, sagte Dr. Silke Lesemann.

„Teilzeitverträge werden von UPS als gezieltes Druckmittel eingesetzt“, weiß Ver.di-Gewerkschaftssekretär Christoph Feldmann, der die protestierenden UPS-Mitarbeiter betreut. Vertrauensleuten oder Betriebsräten, aber auch kranken Mitarbeitern werde die vergütete Mehrarbeit gestrichen, um sie gefügig zu machen. Kritiker werden gezielt mit Abmahnungen verfolgt. Bei Neueinstellungen verweigere das Unternehmen den bereits beschäftigten Arbeitnehmern, die länger arbeiten wollen, eine Aufstockung. „Nach dem Teilzeit- und Befristungsgesetz verhält sich UPS damit gesetzeswidrig“, erklärte Feldmann.

Der Gewerkschafter bemängelte noch einen weiteren Missstand: Beschäftigte seien davon abgehalten worden, sich bei Betriebsratswahlen aufstellen zu lassen - die ver.di – nahe Liste „Frischer Wind“ sei ausgebremst worden, woraufhin ver.di die Betriebsratswahl angefochten hatte. Zwei Mitglieder von „Frischer Wind“ erhielten daraufhin Abmahnungen wegen Nichtigkeiten; das Arbeitsgericht Hannover entschied mittlerweile zugunsten der Beschäftigten. Derzeit fechten die Mitarbeiter mit Unterstützung von ver.di die Betriebsratswahlen an; ein Verhandlungstermin vor dem Arbeitsgericht Hannover steht aber noch nicht fest, berichtete Feldmann.

Bildunterschrift: Die beiden SPD-Landtagsabgeordneten Dr. Silke Lesemann (vorn links) und Marco Brunotte (2.v. rechts) übergaben den beiden UPS-Mitarbeitern Fritz Wilke (Mitte) und Markus Schmidt (3.v.r.) eine Soli-Erklärung. Außerdem auf dem Bild: Christoph Feldmann, ver.di-Sekretär, und Angelika Wilke.