Eine wichtige Institution in Laatzen ist das Frauenzentrum mit ihrer Donna Clara Beratungsstelle an der Hildesheimer Straße. Dr. Silke Lesemann, die für Laatzen zuständige SPD-Landtagsabgeordnete, und die frauenpolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Dr. Thela Wernstedt, haben die Einrichtung heute (Mittwoch) besucht und sich über die Arbeit der zwei Haupt- und vielen Ehrenamtlichen informiert.

Themen wie Gesundheit, Politik, Migration, Alter und Vorträge über rechtliche Angelegenheiten: Dies sind nur einige Kurse, die das Frauenzentrum anbietet. „Sie unterstützen Frauen, sich aus ihrer Isolation zu befreien“, berichtet Dipl. Sozialarbeiterin Nicole Waldmann.

Ins Frauenzentrum integriert ist die Donna Clara Beratungsstelle, die die Geschäftsführerin Susanne Schütte vor mehr als 20 Jahren zusammen mit einem ehrenamtlichen Team aufgebaut hat. Mittlerweile ist die Einrichtung eine wichtige Institution in Laatzen und Trägerin des Courage-Preises. Polizei, Schulen, Kitas, Jugendhilfe und Vereine arbeiten eng mit den Beraterinnen zusammen. Eine gute Nachricht für Schütte und ihr Team: Die Region Hannover erhöht die Mittel für das Frauenzentrum und die Beratungsstelle, was einen Umzug in bessere Räumlichkeiten ermöglicht. Zum 1. August ziehen sie an die Hildesheimer Straße 85. Dort haben sie statt 90 rund 155 Quadratmeter und mehr Räume für Beratungen zur Verfügung.

Mittlerweile verfügt die Einrichtung auch über 20 Stunden für Interventionsarbeit, bei der die Beratungsstelle eng mit der Polizei zusammenarbeitet. Wird eine Frau in Laatzen Opfer von häuslicher Gewalt, leitet die Polizei das Einsatzprotokoll an die Beratungsstelle weiter und Schütte und ihre Kolleginnen werden aktiv – sie rufen dann das Opfer an und bieten ihre Hilfe an. „Die Zusammenarbeit mit der Polizei läuft super“, so Schütte. Das neue Gewaltschutzgesetz im Jahr 2002 habe ihre Arbeit einfacher gemacht, berichten Schütte und Waldmann. Das Gesetz erlaube es der Polizei beispielsweise, einen Täter aus der gemeinsamen Wohnung eines Paares zu verweisen.

Die Zahl der Ratsuchenden ist zwischen 2005 und 2012 um 80 Prozent gestiegen, die der Beratungen hat sich mehr als verdoppelt. Ist somit auch die Anzahl der Gewaltdelikte gestiegen? „Die Betroffenen trauen sich heute eher, sich Hilfe zu suchen. Und sicherlich haben unsere niedrigschwelligen Angebote dazu beigetragen, die Hemmschwelle zu senken“, sagte Schütte. „Aber wir wissen es nicht genau – deshalb brauchen wir endlich neue Studien zu dem Thema.“

Immer wieder gebe es auch neue Phänomene – beispielsweise Stalking per Smartphone. Dabei installieren die Täter eine Software auf dem Mobiltelefon ihrer Opfer, um sie immer orten und verfolgen zu können. Gewalt an Frauen ziehe sich durch alle gesellschaftlichen Schichten und das Alterspektrum der betroffenen Frauen sei breit. „Kürzlich hat eine 85-Jährige Rat bei uns gesucht, die sich von ihrem Ehemann trennen wollte“, berichtet Waldmann.

Welche Eindrücke und Anregungen nehmen die beiden Politikerinnen mit? Das A und O seien Präventionsarbeit und niedrigschwellige Angebote, so Lesemann. „Es muss mehr Geld für die Forschung zur Verfügung gestellt werden“, sagte Wernstedt, „die letzte große Studie zum Thema Gewalt an Frauen liegt mittlerweile schon zehn Jahre zurück“.