Zu einem Informationsbesuch zum Thema “Pflege” zu Gast in der AWO-Residenz Sehnde waren die Sehnder SPD-Landtagsabgeordnete und Vorstandsvorsitzende der AWO Region Hannover, Dr. Silke Lesemann, und Cornelia Rundt, designierte Sozialministerin in einem SPD-geführten Kabinett nach der Landtagswahl. Begleitet wurden sie von Wolfgang Toboldt, Fraktionsvorsitzender der SPD im Rat der Stadt Sehnde, und von Reiner Luck vom AWO-Vorstand Sehnde.

Bei einem Rundgang durch die Einrichtung und einem Gespräch mit Heimbeirat und Einrichtungsleitung lobten Lesemann und Rundt die engagierte Arbeit der Pflegekräfte.
Generell seien die Rahmenbedingungen für eine menschenwürdige Pflege in Niedersachsen dringend verbesserungsbedürftig. Darin waren sich der AWO-Geschäftsführer Dirk von der Osten als Betreiber der Senioreneinrichtung, die Einrichtungsleiterin Maren Reisener und die Gäste einig. Lesemann und Rundt kritisierten die dramatische Unterfinanzierung der Pflege in Niedersachsen. Demnach nehme Niedersachsen bei den Pflegesätzen seit Jahren den letzten Platz unter den alten Bundesländern ein. In Teilen Niedersachsens sei der Pflegenotstand bereits Realität, schon heute deute sich ein drohender Pflegenotstand an. Dies insbesondere, weil es an ausgebildetem Personal mangele. So fehlen heute landesweit 3000 Pflegekräfte, 2020 werden es sogar 30 000 sein. Daraus ergeben sich große Herausforderungen für alle Akteure. Bundes- und Landesregierung haben kein Erkenntnisdefizit, sondern ein Handlungsdefizit.

Zu den Hauptproblemen zählten der Fachkraftmangel und die niedrigen Pflegesätze. Außerdem müsse das Image von Pflegeberufen dringend aufgewertet werden. Zugleich müsse ein Bürokratieabbau in der Pflege erreicht und innovative Wohnkonzepte für Senioren entwickelt werden. “Die Pflege und Teile sozialer Versorgung ist mittlerweile marktwirtschaftlich organisiert”, so Rundt. Die Landtagsabgeordnete Silke Lesemann kritisierte diesen Zustand. Damit sich private Anbieter hier nicht nur die Rosinen rauspickten, sei politisches Handeln gefordert. “Das Thema Pflege muss in den Mittelpunkt der Sozialpolitik rücken”, forderte Lesemann.