Anlässlich des 50. Jahrestages des deutsch-türkischen Anwerbeabkommens am 30. Oktober erklärt die integrationspolitische Sprecherin der SPD-Landtagsfraktion, Silke Lesemann: „Die Vereinbarung, die vor 50 Jahren in Bad Godesberg unterzeichnet worden ist, ist ein Markstein der deutsch-türkischen Geschichte.

Damals war die deutsche Seite davon überzeugt, die angeworbenen türkischen Arbeitskräfte würden nach zwei Jahren das Land wieder verlassen und durch andere ersetzt, die dann ihrerseits nur 24 Monate blieben. Doch im Herbst 1961 stiegen keine Arbeitsmaschinen in München aus den Zügen vom Bosporus. Es waren Menschen mit Plänen, mit Träumen, mit Zielen. Manche gingen tatsächlich nach zwei Jahren zurück, andere blieben, weil sie bei uns für sich und ihre Familien eine Perspektive sahen.

Die vielen Menschen, die in den vergangenen fünf Jahrzehnten aus der Türkei und anderen Ländern nach Deutschland gekommen sind, ihre Kinder und Enkelkinder, haben auf unterschiedlichste Weise Deutschland verändert, bereichert und vorangebracht. Heute leben rund drei Millionen türkischstämmige Menschen in Deutschland.

Viele Hürden auf dem Weg zur vollen Chancengleichheit in unserem Land sind aus dem Weg geräumt worden, allerdings nicht alle. Es ist ein guter Schritt, dass Einwanderinnen und Einwanderer, ihre Kinder und Enkelkinder, heute in ganz unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen arbeiten, sich einbringen und unser Land voranbringen. Wir sehen aber nicht ein, warum diese Menschen immer noch in einer schlechteren Ausgangslage sein sollen, als andere. Wir wollen diese Unterschiede, etwa beim Wahlrecht, nicht länger hinnehmen. Deshalb arbeiten wir am Entwurf eines Gesetzes, dass die Teilhabe von Migrantinnen und Migranten in Niedersachsen am gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Leben verbessern und Hürden abbauen soll.

50 Jahre nach dem Anwerbeabkommen ist es Zeit, die letzten Relikte einer Politik der unterschiedlichen Behandlung und Ausgrenzung von Mitbürgern mit ausländischen Wurzeln abzuschaffen. Wir wollen eine Willkommenskultur.“