In der Veranstaltung zur Zukunft der Pflege, zu der die SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann am 17. Mai 2011 in die Grundschule Rethen eingeladen hatte, ist einmal mehr deutlich geworden, dass Niedersachsen im Bereich der Pflege eklatante Probleme hat und dieser Berg noch größer wird, je länger die Lösungen auf sich warten lassen.

Jahr für Jahr steigt die Zahl der Pflegebedürftigen, allein in der Region Hannover bis zum Jahr 2030 um 50 %. Pflegeeinrichtungen wie die AWO suchen händeringend Fachkräfte. „Aber es kommt vor, dass für offene Stellen nicht eine einzige Bewerbung eingeht“, sagt Dirk von der Osten, stellv. Geschäftsführer der AWO Region Hannover.

Nach Ansicht der Diskussionsteilnehmer ist es ein Unding, klar einen Bedarf an Fachkräften festzustellen, aber dennoch Schulgeld von den Auszubildenden einzufordern. „Wer bringt denn Geld mit, nur damit er arbeiten darf“.

Marco Brunotte fordert die Umlagefinanzierung der Ausbildung zu Fachpflegekräften. Pflegeeinrichtungen, die ausbilden, haben einen höheren finanziellen Aufwand, der sich in den Betreuungskosten niederschlägt. Nach derzeitiger Lage stehen Pflegeeinrichtungen finanziell besser da, die nicht ausbilden.
„Wer nicht ausbildet, soll zahlen“, stellt Marco Brunotte fest.

Der Idee, mit Hartz-IV-Beziehern und Ehrenamtlichen den Bedarf an Fachkräften in der Pflege zu decken, erteilten die Teilnehmer eine klare Absage. „Wie würde man denn als Fluggast reagieren, wenn vor dem Start der Maschine durchgesagt würde, dass der Pilot zwar ausgefallen sei, man aber einen sehr fähigen Praktikanten als Ersatz gefunden hat, der Flugzeuge beim Start schon mal beobachtet hat?“ fragt Ernesto Nebot, Pflegedirektor im Klinikum Region Hannover. Man würde sofort wieder aussteigen, aber in der Pflege, also beim unmittelbarsten Dienst am Menschen solle das gehen. „Das glaube ich nicht“.

Auf der einen Seite gibt es zu wenig Nachwuchskräfte in der Pflege, auf der anderen Seite ist sind Land und Bund zu behäbig in der Anerkennung ausländischer Bildungsabschlüsse. „Top ausgebildete Pflegekräfte aus dem Ausland verdingen sich als Taxifahrer und Reinigungskräfte, weil ihre Ausbildung seit Jahren nicht offiziell anerkannt wird. Das ist ein Skandal“, stellt Silke Lesemann fest.