Wie viele andere SPD-Politiker auch, hospitierten der Bundestagsabgeordnete Matthias Miersch, die Landtagsabgeordnete Silke Lesemann, die Bürgermeisterkandidaten Klaus Sidortschuk (Lehrte) und Wolfgang Toboldt (Sehnde) in Einrichtungen der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in Lehrte und Sehnde. Für einen halben Arbeitstag stiegen sie in die Kleidung der Pflegekräfte und assistierten ihnen bei ihrer verantwortungsvollen Arbeit, führten Gespräche mit Bewohnern, Angehörigen und Pflegenden.

Am Abend ließen sie die Eindrücke des Tages in einer mit rund 90 Gästen gut besuchten Abendveranstaltung Revue passieren.

Alle vier zeigten sich tief beeindruckt vom Arbeitsalltag in den von ihnen besuchten Senioreneinrichtungen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter leisteten hochengagiert eine körperlich, psychisch und emotional herausfordernde Arbeit. Demgegenüber kritisierten sie die Entlohnung dieser vielfältigen Aufgaben als zu gering und bemängelten die mangelnde gesellschaftliche Wertschätzung des Pflegeberufes. Auch wenn Henning Steinhoff vom BPA-Landesverband (Verband privater Anbieter sozialer Dienste) über die guten Aufstiegsperspektiven in Pflegeberufen berichtete, so stellte auch er fest, dass der Pflegeberuf aufgrund der Entlohnung nicht attraktiv genug sei. Und Volker Hagemann, Leiter des AWO-Seniorenzentrums Lehrte kritisierte, dass Pflegende in Teilzeit sich noch mit Nebenjobs finanzieren müssten.

Stellenanzeigen gehen oft ins Leere. Auf dem Markt gibt es schlichtweg zu wenig examinierte Altenpflegerinnen und Altenpfleger. Eine Vielzahl von Stellen bleiben unbesetzt. Bereits jetzt werden in Niedersachsen zu wenig Pflegekräfte ausgebildet, der Mangel wird weiter ansteigen. Jährlich fehlen hier mindestens 500 ausgebildete Kräfte, Tendenz steigend.

Für die Landesebene stellt Silke Lesemann fest: „Der Pflegeberuf muss attraktiver werden. Wir brauchen im Pflegebereich die Befreiung vom Schulgeld und müssen zu einer umlagefinanzierten Ausbildung kommen .Betriebe, die nicht ausbilden, haben Wettbewerbsvorteile haben gegenüber denjenigen, die ausbilden. Das ist ein unhaltbarer Zustand. Niedersachsen bildet ein Schlusslicht, wenn es um die Pflegeentgelte an stationäre Einrichtungen geht. In Bayern und Nordrhein-Westfalen etwa wird in Pflegestufe III ein Betrag von 550 Euro mehr ausbezahlt. Die Häuser dort stehen natürlich besser da.“

Die beiden Bürgermeisterkandidaten Wolfgang Toboldt und Klaus Sidortschuk wollen die Rahmenbedingungen für die Pflegende zum Beispiel im Bereich der Kinderbetreuung verbessern.

Matthias Miersch stellt abschließend fest: „Wir haben 15 Jahre lang gedacht, der Markt regelt vieles. Was er aber auch in diesem Bereich geregelt hat, geht in die völlig falsche Richtung. Wir brauchen gesetzliche Regelungen um den Wildwuchs von Dumpinglöhnen und sonderbaren Geldflüssen wieder in den Griff zu bekommen.“

Dr. Silke Lesemann und Wolfgang Toboldt in der AWO Residenz Sehnde
v.l.n.r.: SPD-Landtagsabgeordnete Dr. Silke Lesemann, Dirk von der Osten, stellv.Geschäftsführer der AWO Region Hannover, Wolfgang Toboldt, Sehnder SPD-Bürgermeisterkandidat, mit Einrichtungsleiterin Maren Reisener in der AWO Residenz Sehnde Alle Foto: Reiner Luck
Eröffnung der Abendveranstaltung
Dr. Silke Lesemann eröffnet den Diskussionsabend
Vollbesetzte Veranstaltung
Der mit rund 90 Besuchern gut gefüllte Rittersaal im Gutshof Rethmar
Dr. Matthias Miersch
Dr. Mattthias Miersch: "Was ist uns als Gesellschaft Pflege wert?"
Wolfgang Toboldt
SPD-Bürgermeisterkandidat in Sehnde: "Wir werden die Bedingungen für die Kinderbetreuung der Pflegenden verbessern."
Klaus Sidortschuk
Lehrter SPD-Bürgermeisterkandidat: "Der Anteil über 80 Jähriger wird sich fast verdoppeln. Dafür brauchen wir Lösungen."
Volker Hagemann
Volker Hagemann, Leiter AWO Seniorenzentrum: "Wir haben gezeigt, dass Pflegeheime nicht dunkel und trist sind, sondern eine schöne Alternative zur häuslichen Pflege."
Michael Asendorf
Michael Asendorf, Geschäftsführer Soziale Einrichtungen des DRK: "Ich freue mich zu hören, mit welcher Hingabe die Pflegenden ihre Arbeit für die Menschen machen."
Henning Steinhoff
Hennig Steinhoff, bpa-Landesgeschäftsstelle: "Die Aufstiegsperspektiven im Pflegebereich sind attraktiv".